Über einen längeren Zeitraum und teilweise meterdick war in früheren Jahren oftmals das Zwischenahner Meer zugefroren und bildete dann eine 560 Hektar große Eisfläche. Auch wenn das damit verbundene Vergnügen in den letzten Jahren seltener geworden ist, erinnern sich sicher noch viele Zwischahnerinnen und Zwischenahner an die großen und kleinen Eisfeste auf dem See.
Über ein Eisfest, „wie es in den Annalen der Ortsgeschichte noch nicht verzeichnet stand“, berichtet die Nordwest-Zeitung Ende Januar 1963. Die Veranstaltung am 27.01.1963 war ein Zuschauermagnet, zu dem geschätzt annähernd 20.000 Personen ans Zwischenahner Meer strömten. Nicht nur von Spaziergängern wurde die Eisfläche genutzt, auch Autofahrer fuhren kreuz und quer über den See oder nutzten den Platz gleich zum Parken, da alle übrigen Parkplätze im Ort aus allen Nähten platzten. Auf dem eigentlichen Festgelände zwischen Fährhaus und Strandbad waren mit Planierraupen Eisbahnen zum Schlittschuhfahren freigeräumt worden, Schüler des Progymnasiums und der Volksschule trugen ein Eishockeyspiel aus und die acht Boßelvereine der Gemeinde spielten auf dem Eis um den Zwischenahner Meer-Pokal. Neben den gastronomischen Angeboten in Ufernähe gab es natürlich auch Würstchen- und Grogbuden auf dem Eis. Das ganze wurde aus Lautsprechern mit weithin hörbarer Musik beschallt. Darüber hinaus wurden Schlittenfahrten mit einem Pony-Gespann und verschiedene Spiele angeboten. Im Übrigen wurde damals schon die Tradition des Eisstockschießens in Bad Zwischenahn begründet. Die Wurfgeräte wurden eigens aus Bayern beschafft, zu gewinnen gab es den beliebten Smoortaal.
In den darauf folgenden Jahren und Jahrzehnten gab es immer mal wieder die Gelegenheit, das zugefroren Meer zu genießen und Eisfeste zu feiern. Auf jeden Fall mithalten mit dem Fest 1963 konnte das Eisfest im Januar 1997, das mehr als 15.000 Menschen besucht haben sollen. So kam es auch im Winter mal zu einem sonntäglichen Verkehrschaos im Kurort. Für den Stress bei der Anreise wurde man dann aber mit den Wildecker Herzbuben, Mike Krüger, der Wahl der 1. Deutschen Eisprinzessin und der Landung eines Heißluftballons mitten auf dem Eis entschädigt. Für kurze Aufregung am dicht umlagerten Steg sorgte ein Riss im Eis, aus dem Wasser austrat. Glücklicherweise blieb es aber bei nassen Füssen.
Eissegler, Spaziergänger und Schlittschuhfahrer beim Fährhaus 1964, Gemeindearchiv, Bestand von Oven
Zugefrorene Fläche in Eyhausen um 1980, Gemeindearchiv, Bestand Helmut Harms
Eis auf dem Zwischenahner Meer 1982, Gemeindearchiv, Bestand von Oven
Eisfläche 1985, im Hintergrund die Kurklinik, Gemeindearchiv, Bestand von Oven
Eisvergnügen im Bereich des Strandbads 1985, Gemeindearchiv, Bestand von Oven
Pause beim Eislaufen um 1990, Gemeindearchiv
Eisfest 1997, Ausschnitt aus der Nordwest-Zeitung vom 13.01.1997
Auch bei einer ansonsten in ausreichender Dicke vorhandenen Eisdecke birgt das zugefrorene Zwischenahner Meer Gefahrenstellen, die sich vor allem an den Zu- und Abflüssen der Bäken, in der Mitte des Sees und in der Nähe von Stegen befinden. Wegen dieser Gefahren und aus haftungsrechtlichen Gründen wird das Eis seit vielen Jahren nicht mehr vom Landkreis freigegeben.
Neben dem Eisvergnügen hatte das Eis auf dem Zwischenahner Meer mindestens bis in die 1930er Jahre hinein einen durchaus auch ökonomischen Aspekt. Bei der sogenannten Eisernte sägte man große Eisblöcke aus der dicken Eisschicht, um sich damit für das Jahr in den Eiskellern bzw. Eishäusern zu bevorraten. Das war insbesondere für die ortsansässigen Gastronomien und Brauereien wichtig, die das Eis zur Kühlung ihrer Produkte und für den Herstellungsprozess benötigten. Zu nennen ist hier vor allem die Brauerei Budden, die sich im Bereich des heutigen Kurparks etwa in Höhe der Mühle befand. Dem Vernehmen nach wurde hier bis zur Wirtschaftskrise der 1920er Jahre ein wohlschmeckendes Bier von besonderer Güte und Haltbarkeit gebraut, das man in den umliegenden Gasthöfen genießen konnte.
Werbeanzeige der Brauerei Budden (Heinrich Sandstede, Touristenführer für Zwischenahn und Umgebung, 1901)
'Gruß von der feuchten Ecke' mit der Zwischenahner Bierbrauerei rechts unten, um 1905, Gemeindearchiv, Bestand von Oven
Eisernte – Sägen der Eisblöcke, 1930er Jahre, Gemeindearchiv, Bestand D. Würfel.
Eisernte – Verladen der Eisblöcke auf ein Fuhrwerk, 1930er Jahre, Gemeindearchiv, Bestand D. Würfel
Eisernte – Transport der Blöcke zur Verladestelle, 1930er Jahre, Gemeindearchiv, Bestand D. Würfel
Bildnachweis:
Gemeindearchiv Bad Zwischenahn: Bestand von Oven, Bestand Helmut Harms, Bestand D. Würfel
Archiv der Nordwest-Zeitung
Quellennachweis:
NWZ, Der Ammerländer, Ausgaben vom 29.01.1963, 21.01.1964, 08.01.1979, 12./16./19.01.1982, 18.02.1986, 13.02.1991, 01.03.1991 (Bad Zwischenahn Extra), 30.01.1996, 13.01.1997, 12./13.01.2009, 25.01.2010, 13.02.2012, 18.01.2017, 06.02.1982/08.01.1994 („In alten Zeitungen geblättert“)
Ammerländer Sonntagszeitung vom 12.01.1997