Bahnhof

Eine Retrospektive Zwischenahns in Text & Bildern –

Bahnhof


Der Bau des Bahnhofs im Jahr 1869 war in der Geschichte Zwischenahns eine wichtige historische Zäsur, denn die Entwicklung als Kurort ist durch den Anschluss an die Bahnlinie entscheidend begünstigt worden. Dabei hat man im Oldenburger Land, die Verbindung Oldenburg – Bremen wurde auch nur zwei Jahre zuvor eröffnet, durchaus länger als anderswo auf die Bahnverbindungen warten müssen. Der Grund, einmal abgesehen von schwierigen Bodenverhältnissen: Das Land Oldenburg war in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts vom Königreich Hannover umschlossen, welches wenig Interesse daran hatte, die wirtschaftliche Konkurrenz mit einem Bahnanschluss zu unterstützen. Die Situation änderte sich, als Preußen 1866 das Königreich Hannover annektierte. Förderlich war dann der Wunsch, dass neu gegründete Wilhelmshaven an das Eisenbahnnetz anzubinden.

So wurde die Bahnstrecke Oldenburg – Leer am 15. Juni 1869 offiziell für den Personen- und Güterverkehr freigegeben und der Bahnhof Zwischenahn eröffnet. Er ist somit nach der St.-Johannes-Kirche das zweitälteste öffentliche Gebäude des Ortes. Bald suchten so viele Erholungswillige Zwischenahn auf, dass 1874 in Ermangelung ausreichender Übernachtungsmöglichkeiten die Kur- und Badeanstalt (heute Altes Kurhaus) am Ufer des Zwischenahner Meeres errichtet wurde, in der die ersten Kuranwendungen angeboten wurden. Der Rest ist Geschichte …


Nicht nur der Tourismus, auch andere Wirtschaftssektoren profitierten von der neuen Verkehrsanbindung, denn anders als mit Postkutschen und Fuhrwerken konnten Waren nun viel schneller und in größeren Stückzahlen transportiert werden. Zwischenahns Viehverwertung konnte das Vieh durch eine Verladerampe direkt auf die Schiene bringen und auch andere größere Betriebe erhielten nach und nach Gleisanbindungen und waren so an das Bahnnetz angeschlossen. Bis zur Aufgabe des Bahnhofs als Güterbahnhof im Jahr 1991 war Bad Zwischenahn auch für den Güterumschlag von großer Bedeutung für die Region.

Im Jahr 1912 erhielt Edewecht einen Anschluss für den Personen- und Güterverkehr per Schiene, von besonderer Bedeutung für den Transport von Torf. Die einspurige Kleinbahn von und nach Zwischenahn wurde 1920 bis nach Edewechterdamm erweitert. Zwei weitere Ereignisse fallen in das gleiche Jahr: Der Bahnhof Zwischenahn erhielt die Bezeichnung „Bad Zwischenahn“ und die Großherzoglich Oldenburgische Eisenbahn (G.O.E.), liebevoll auch „Ganz ohne Eile“ genannt, ging auf das Reich über (ab 1924: „Deutsche Reichsbahn“). Die Kleinbahn Bad Zwischenahn – Edewechterdamm bestand bis 1991.


  • Das ursprüngliche Bahnhofsgebäude erhielt 1912 links und rechts zwei weitere Giebelbauten mit jeweils einem kleinen Anbau. Rechts neben dem Gebäude entstand ein separater Güterschuppen. Einen weiteren erheblichen Umbau insbesondere im Bereich des Haupteingangs erhielt das Gebäude in den 1930er Jahren. Bis 1991 verband eine eiserne Fußgängerbrücke die Gleise am Bahnhof, die dann durch einen Tunnel ersetzt wurde. Das Bahnhofsgebäude, das sich heute in Privatbesitz befindet, wurde nach den ursprünglichen Plänen restauriert, der frühere Güterschuppen im Bereich des heutigen Tunnels konnte in Teilen erhalten bleiben.

     

    Liest sich die Geschichte des Bahnhofs in weiten Teilen wie eine Zwischenahner Erfolgsgeschichte, so gab es natürlich auch in dieser die dunklen Kapitel. Dazu gehören die schweren Zugunglücke der vergangenen gut 150 Jahre.


    Zum Zugunglück am 20.11.1944 finden Sie einen ausführlichen Artikel auf der Unterseite: Bitte HIER klicken.


    Bildnachweis:

    Gemeindearchiv Bad Zwischenahn, Bestand von Oven und Bestand Helmut Harms

    Archiv Günter Marken

     

    Quellennachweis:

     

    NWZ, Der Ammerländer, Ausgaben vom 25.03.1955, 14.06.1969, 01.02.1991, 09.08.1991, 20.05.2019, 02.06.2020

    Jeversches Wochenblatt vom 10.06.1869

    Nachrichten für Stadt und Land vom 16.01.1920 (Archiv Günter Marken)

    Ganz ohne Eile. Die Großherzoglich Oldenburgische Eisenbahn (G.O.E.). 1867-1920, hg. aus Anlass der Ausstellung im Stadtmuseum Oldenburg vom 6. September bis 6. Dezember 1992, Ausstellung und Katalog: Lioba Meyer, Oldenburg 1992

    Broschüre „50 Jahre Kleinbahn Bad Zwischenahn – Edewechterdamm. 15. Dezember 1912 - 1962“

    https://bf-b.zielbahnhof.de/bad_zwischenahn.html


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